Stadt Wittingen:
Das Leitbild von 2013 und die Strategieplanung von 2023.
Leitbild der Stadt Wittingen
Artikel im Isenhagener Kreisblatt vom 25.5. 2013, S 2: Kunden für Transparenz? Schwache Resonanz auf öffentliche Leitbild-Präsentation in Wittingen
Die Präsentation des Leitbildes moderierte Katharina Barrenscheen. 35 Teilnehmer waren anwesend.
Schon 2013 wurde vermutet (und befürchtet), dass das Leitbild nicht die wünschenswerte Beachtung bekommen würde, die es verdiente. So hieß es „Katharina Barenscheer ließ durchblicken, dass in den Arbeitskreisen leise Zweifel laut wurden, ob die Politik sich denn künftig auch an einem Leitbild messen lassen wollte. CDU-Fraktionschef Walter Schulze sah für solche Vorbehalte keinen Anlass: „Wenn wir das Leitbild beschließen, dann wird das die Messlatte sein.“ Nun ja, die Vorbehalte waren begründet. Denn bei der Vorstellung der Strategischen Ausrichtung der Stadt Wittingen wurde von offizieller Seite bestätigt: Das Leitbild ist wohl nicht immer präsent gewesen. Allerdings wurde ebenfalls mitgeteilt, dass das Leitbild Berücksichtigung fand bei der Erarbeitung der strategischen Ziele.
Die Leitbildziele in den drei Arbeitsgruppen waren:
- Standort, Verkehr, Infrastruktur
- Gemeinschaft, Identifikation, Kommunikation
- Bildung, Leben, saubere Energie und Umwelt
Strategische Ausrichtung der Stadt Wittingen
Artikel im Isenhagener Kreisblatt vom15.6.2023, Seite ‚Stadt Wittingen‘: Klimaneutrales Wittingen bis 2033
In der Abschlusspräsentation wurde die strategische Ausrichtung der Stadt Wittingen von Marina Romaschin vom Beratungsbüro NSI Consult vorgestellt. Auf der Einladungsliste für die Präsentation standen 67 Personen, von denen etwa die Hälfte gekommen waren. Davon waren die überwiegende Mehrzahl Stadtoffizielle (Gremien/Verwaltung)
Zwei quantitative strategische Ziele scheinen bei der Strategieplanung im Vordergrund gestanden zu haben:
- Die Stadtbevölkerung soll in den nächsten 10 Jahren um mindestens 2% steigen.
- Wittingen soll bis 2033 klimaneutral werden
Diese Ziele sind quantitativ gut zu verfolgen. Doch: Kann die Stadt ihre Einwohnerzahl nicht halten, wird ihre Funktion als Mittelzentrum weiter ausgehöhlt. 2% mehr sind eher nötig, um die bisherigen Verluste auszugleichen und den Bestand zu halten. Die Notwendigkeit von Klimazielen ist derzeit unbestritten. Als strategisches Ziel bringen sie nichts wirklich Neues.
Bei den strategischen Zielen wurden die Leitbild-Themen in einer Potentialanalyse aufgegriffen und erweitert. Es wurden eine Reihe wesentlicher Punkte (Produkte) zusammengestellt:
- Bereitstellung von Kinderbetreuungseinrichtungen
- Grundschulen
- Brandschutz/technische Hilfeleistungen
- Gemeindestraßen
- Ort- und Regionalplanung
- Freibad/Hallenbad/Strandbad
- Allgemeine Liegenschaftsverwaltung
- Wirtschaftsförderung
In diesem Rahmen bewegen sich die strategischen Ziele Gegen sie wäre nichts einzuwenden, wenn es hier um den Erhalt des status quo geht (ein Teil der strategischen Ziele liegen ohnehin in den Pflichtaufgabenbereich der Stadt). In den gegenwärtigen Zeitumständen den ‚Bestand‘ zu halten, wäre eine anerkennenswerte Leitung. Doch darum geht es ja nicht. Es soll vorangehen.
Richtig ist, dass es in den letzten Jahren in Wittingen ungewöhnliche Projekte gegeben hat, die der Stadt Profil verschafft haben oder könnten.
Zwei davon möchte ich herausgreifen. Da wäre einmal das Haus Kreyenberg. Mehr als ein Jahrzehnt war es sich selbst überlassen und verfiel langsam. Kaum ein Offizieller interessierte sich für das älteste Bürgerhaus in Wittingen. Halboffiziell wurde die Meinung vertreten: Abreißen und Parkplätze schaffen. Erst eine Privatinitiative schuf (z.T. gegen Widerstand in den Gremien) die Voraussetzungen für eine Restaurierung. Nachdem ein Verein, dann eine Stiftung gegründet waren, die Restaurierung fast in trockenen Tüchern war, beteiligte sich die Stadt Wittingen mit einem namhaften Zuschuss und einer personellen Beteiligung im Stiftungsgremium. Ebenfalls auf privater Initiative ist das Draisinenprojekt zustande gekommen, insbesondere durch eine einzelne Person, die sich zusammen mit anderen dafür einsetzte.
Das Draisinenprojekt ist im Tourismusbereich für die Region ein Alleinstellungsmerkmal. Tages- und Wochenendtourismus ist entwicklungsfähig insbesondere in Zusammenarbeit mit den vorhanden Beherbergungsunternehmen sowie dem gut eingeführten und erfahrenen Tourismusbüro Südheide. Zusammen mit einer neu einzurichtenden Stabsstelle Tourismus in der Stadtverwaltung, die durch regional Projektarbeit und Koordination dem Tourismusbüro zuarbeitet, kann Tourismus zukunftsfähig werden.
Ein weiters zukunftsfähiges Projekt ist die Gewinnung von Neueinwohnern für die Altstadt von Wittingen. Ohne eine belebte Altstadt werden auch die umliegenden Dörfer nicht überleben.
Ich höre den Einwand, dass solche Einzelprojekte nicht in eine (übergreifende) strategische Planung gehören. Da mag ja richtig sein. Aber erst durch die (taktische) Einzelplanung gewinnt eine Strategie Überzeugungskraft. Diese Dinge stehen nicht gegeneinander. Sie gelingen nur miteinander.
Dazu gehört auch, dass die Wittinger Ortsfeuerwehr möglichst bald eine angemessene Feuerwache bekommt (hier fallen sogar Pflichtaufgabe, Strategie und Taktik zusammen).